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Wie eine gute Business-Architektur den Projekterfolg beeinflusst

Vor einigen Wochen unterhielt ich mich mit einem Kollegen über ein fast zehn Jahre zurückliegendes Projekt. Dabei stieß ich eher zufällig auf ein vergangenes Arbeitsergebnis und stellte fest, wie mächtig die damalige Darstellung der Fachlichkeit auch heute noch ist. Es handelte sich hierbei um eine Business-Architektur, welche im Zuge eines Projekteinsatzes für einen Automobil-Hersteller zur Entwicklung eines integrierten Verkäuferarbeitsplatzes entstanden ist.

Damals ist auch der folgende Artikel zu meinen Erfahrungen als Junior Consultant entstanden, in dem ich gemeinsam mit meiner Kollegin Nadine Weber über unseren Projektalltag berichte.

Zu Beginn des Projektes war vor allem die fachliche Strukturierung der zahlreich geplanten Funktionen eine wichtige Grundlagenarbeit, welche einen starken Einfluss auf die technische Architektur hatte und auch in der Projektplanung ihre Spuren hinterließ: Angefangen bei der Projektorganisation anhand fachlicher Domänen bis hin zum Schnitt von Arbeitspaketen für die Vergabe von Aufträgen.

 

Abbildung 1: Business-Architektur – Domänenschnitt: Die Domänen des Systems sind in Blau dargestellt, die Verbindungen zu den wichtigsten Umsystemen (oben und unten dargestellt), werden ebenfalls ersichtlich.

 

So wurden beispielsweise verschiedene Datenobjekte, wie „Kunde“ oder „Angebot“ einzelnen Domänen zugeordnet, die durchgängig von Domänenexperten betreut wurden. Diese fungierten als erste Ansprechpartner für Fragen jeglicher Art und vor allem in Bezug auf Anforderungen der technischen und fachlichen Ebene.

Die Schnittstellenbeschreibungen sowie die fachlichen Funktionen wurden von den einzelnen Domänenteams erstellt und anschließend durch den Domänen-Lead qualitätsgesichert. Regelmäßige Abstimmungen zwischen den verschiedenen Domänen–Leads halfen zusätzlich die übergreifende Zusammenarbeit effizient zu gestalten.

Diese Vorgehensweise ermöglichte eine Verteilung der umfangreichen Funktionalität für eine effiziente Parallelisierung sowohl in der Spezifikation als auch in der Entwicklung. Zudem unterstützte die zugrundeliegende Architektur auch auf technischer Ebene den fachlichen Domänenschnitt.

 

Abbildung 2: Einblick in das „lead handling“ – die Spezifikation wurde auf dieser Detailebene anhand der Business-Architektur gegliedert. Die gelben Markierungen in dieser Darstellung dienten der Visualisierung der geplanten Entwicklungsstufen in verschiedenen Releases.

 

Da sich das neu geschaffene System in eine sehr komplexe Gesamtsystemlandschaft einfügen musste, wurden die Domänen zudem auch zur Steuerung der Außenkommunikation des Projektes genutzt. Dabei wurde jede externe Schnittstelle durch eine Domäne betreut und stellte so einen verlässlichen „Single-Point-of-Contact“ für die Ansprechpartner der anzuschließenden oder angeschlossenen Schnittstellensysteme dar.

Selbst nach fast 10 Jahren hilft der Blick auf die damals entstandene Business-Architektur, sich einen schnellen Überblick über die Fachlichkeit eines Systems und die Schnittstellen zu den umliegenden Systemen zu verschaffen. Die verschiedenen Detaillierungslevel ermöglichen es zudem, tiefere Zusammenhänge am Gesamtbild zu erläutern und in Details abzutauchen.

Dass solche Arbeitsergebnisse auch nach Jahren nichts an ihrer Wirkung verloren haben, freut mich sehr.

Zu sehen, dass solche Arbeitsergebnisse auch nach Jahren nichts an ihrer Wirkung verloren haben und auch für zukünftige Projekte ein sehr wertvolles Fundament bieten, freut mich sehr. Vor allem hat sich in meinen späteren Projekten gezeigt, dass die Vorgehensweise und Darstellungsart sich auch für andere Zwecke sehr gut eignen.

Bei bestehenden IT-Landschaften beispielsweise hat sich die Business-Architektur als sehr hilfreiches Analysetool erwiesen, um Fachlichkeiten einzuordnen und zu verstehen, wie sich der fachliche Schnitt im Vergleich zu den darunterliegenden technischen Systemen verhält. Dadurch kann z.B. analysiert werden, wie gut die aktuelle IT-Architektur das Business und seine zukünftigen Anforderungen unterstützt.

Darauf aufbauend entwickeln wir häufig gemeinsam mit dem Kunden eine Roadmap, die mittel- und langfristig priorisierte Maßnahmen für Schritte in Richtung einer zukunftsfähigen IT-Landschaft aufzeigt.

Somit wird mich auch in den nächsten Jahren das Tool der „Business-Architektur“ sicherlich weiterhin begleiten.


Titelbild: Lance Anderson von Unsplash